Neuer Lärmblitzer „Medusa“ soll 2023 getestet werden
Die Planungen für die Testphase mit dem Lärmblitzer Medusa werden konkreter. Im ersten Halbjahr 2023 sollen in Berlin Blitzeranlagen den Verkehrslärm überwachen.
Berlin und andere Großstädte in Deutschland planen nicht nur die Geschwindigkeitsüberwachung auszuweiten. Auch den Verkehrslärm wollen die Behörden eindämmen. Insbesondere die Lärmbelästigung durch zu laute Auto- und Motorradgeräusche soll nicht mehr ungestraft bleiben. Die Behörden in Berlin wollen 2023 nicht nur zehn neue Blitzer zur Tempoüberwachung aufstellen, sondern auch Lärmblitzer aus Frankreich ausleihen und in der Innenstadt testen.
Lärmblitzer „Medusa“ seit 2019 in Frankreich im Einsatz
Der Lärmblitzer wurde bereits 2019 in Paris installiert. Zunächst wurde er versuchsweise eingesetzt um Lärmquellen zu erkennen und zuzuordnen. Mittlerweile sind die Messgeräte in Paris und in weiteren Städten in Frankreich, wie in Nizza und Toulouse testweise im Einsatz.
Wie funktioniert der Lärmblitzer?
Der Lärmblitzer besteht aus zwei Grund-Komponenten: den Laustärkensensoren „Medusa“ und dem Radar „Hydra“. Auch wenn das Überwachungssystem sich noch im Prototyp-Stadium befindet, soll es bald in der Praxis eingesetzt werden. Die Lärmblitzer nehmen ihre Umgebung durch vier Mikrofone und einer 180-Grad-Weitwinkel-Kamera wahr. Durch die eingebaute Software kann das Überwachungssystem genau feststellen von welchem Fahrzeug wie viel Lärm verursacht wird.
Test in England: Mehr Autos als Motorräder zu laut
Auch in England wurden die neuen Blitzer an mehreren Standorten bereits eingesetzt. Erste Ergebnisse aus dem Versuch von 2019 sind verblüffend. Bei der Messung an einem beliebten Motorradtreffpunkt in Meon Valley wurde 12 Tage lang der Lärm gemessen. Insgesamt wurden 9.902 Fahrzeuge überwacht. Dabei überschritten nur drei Motorräder die Lärmgrenze, aber 751 Autos.
Viele Leser der Studienergebnisse fragten sich, warum Autos die Grenzwerte häufiger überschritten. Apropopos Grenzwerte für Lärmbelästigung: wie hoch sind diese eigentlich?
Lärmgrenzwerte für PKW und Motorräder
Eine Umfrage des Bundesamtes für Umwelt ergab, dass sich über die Hälfte der Bevölkerung in Wohngegenden vom Lärm des Straßenverkehrs gestört fühlt. Und das birgt gesundheitliche Risiken.
Motorräder dürfen lauter sein
Mit dem Ziel, den Verkehrslärm zu verringern, wurden die Grenzwerte regelmäßig nach unten verschoben. Allerdings sind die Grenzwerte von Motorrädern etwas höher als bei Autos.
Für PKW gilt seit 1996 ein Lärmgrenzwert von 74 Dezibel (dB). Bis zum Jahr 2024 soll dieser auf 68 dB gesenkt werden. Motorrädern räumt der Gesetzgeber einen etwas höheren Spielraum ein. Diese müssen nach Zulassung seit dem 01.01.2016 beim Fahrgeräusch den Grenzwert von 77 dB einhalten. Diese Grenzwert ist auch bei Zubehörauspuffanlagen einzuhalten.
Lärmblitzer-Test in Berlin noch ohne Bußgeld
Auto- und Motorradfahrer müssen aber nicht befürchten bestraft zu werden. Die erste Testphase des Lärmblitzers soll erst einmal Daten sammeln, wie hoch die Lärmbelästigung im Berliner Straßenverkehr tatsächlich ist. Mit Hilfe der Testergebnisse soll geprüft werden, ob die Lärmblitzer auch dauerhaft in Berlin aufgestellt werden können.
Rechtliche Grundlage muss erst geschaffen werden
Um die Lärmbelästigung adäquat bestrafen zu können, müsste der Staat die aktuelle Gesetzeslage ändern. Im Moment wird im Bußgeldkatalog das Autoposing bestraft. Beschrieben wird das Autoposing als das Verursachen von unnötigem Lärm und einer vermeidbaren Abgasbelästigung sowie das unnütze Hin- und Herfahren. Die Strafe ist ein Bußgeld bis zu 100 Euro.