Kilometer-Skandal bei Tesla: Droht Klage auch in Deutschland?
Kilometer-Skandal bei Tesla: Droht Klage auch in Deutschland?

Tesla im Visier der Justiz! In den USA rollt eine brisante Sammelklage auf den Elektroauto-Pionier zu. Der schwere Vorwurf: Manipulation von Kilometerständen, um frühzeitig Garantieansprüche abzuwehren und Reparaturkosten zu sparen. Das berichtet Auto Motor und Sport unter Berufung auf Gerichtsakten.
Die „Phantom-Kilometer“ des Tesla Model Y
Kläger Nyree Hinton aus Los Angeles fährt ein Tesla Model Y (Baujahr 2020). Ihm fiel auf, dass der Kilometerzähler seines Stromers ungewöhnlich schnell nach oben tickte – rund 15 Prozent schneller als die tatsächlich gefahrene Strecke, verglichen mit seinen anderen Fahrzeugen.
In Spitzenzeiten will Hinton laut Reuters an einem Tag 32 Kilometer gefahren sein, sein Tesla zeigte aber unglaubliche 116 Kilometer an!
Wird so die Tesla Basisgarantie früher erreicht?
Die Folge der „Phantom-Kilometer“: Die Basisgarantie von 50.000 Meilen (ca. 80.467 Kilometer) war deutlich früher erreicht. Eine teure Reparatur der Aufhängung im Wert von rund 8.700 Euro blieb Hinton verwehrt – laut seiner Aussage wäre sie bei korrekter Kilometerzählung noch von der Garantie gedeckt gewesen.
Steckt ein systematischer Betrug dahinter?
In der beim US-Bezirksgericht eingereichten Klage (Nr. 25-02877) wirft Hinton Tesla laut Auto Motor und Sport vor, durch die überhöhten Kilometerstände „Garantiegrenzen und Kilometerbegrenzungen bei Leasingverträgen“ zu manipulieren.
Ziel sei es, Reparatureinnahmen zu steigern, Garantieverpflichtungen zu reduzieren und Kunden zum frühzeitigen Kauf von erweiterten Garantien zu zwingen.
Laut Klageschrift steckt ein geheimer Algorithmus dahinter
Brisant: Anders als die meisten Hersteller, die auf Radsensoren zur Kilometererfassung setzen, soll Tesla laut der Klageschrift einen geheimen Algorithmus verwenden. Dieser soll die gefahrene Distanz nicht nur messen, sondern auch Fahrverhalten und Energieverbrauch einbeziehen.
Die Gefahr: Systembedingte Fehler sind programmiert. Ein erhöhter Energieverbrauch (z.B. durch Heizung/Klima) könnte fälschlicherweise zu einer höheren Laufleistung führen.
Elon Musk tobt – weist Vorwürfe aber vehement zurück
Tesla-Chef Elon Musk reagierte auf die massiven Vorwürfe der Kilometer-Manipulation auf der Social-Media-Plattform X (Twitter) mit einem knappen, aber deutlichen „This is idiotic.“ Damit wies er die Anschuldigungen entschieden zurück und bezeichnete sie als „idiotisch“ (übersetzt: unsinnig, dumm).
Sind über 1 Million Tesla-Fahrer von manipulierten Kilometerzählern betroffen?
Trotz der vehementen Zurückweisung durch den Tesla-Chef nimmt die Sache an Fahrt auf. Rechtsanwalt Klamert, bekannt aus dem Abgasskandal, warnt auf anwalt.de vor einem möglichen „Tachogate“.
Die Vorwürfe sind alarmierend: Bis zu 117 Prozent mehr Kilometer sollen Tesla-Fahrern angerechnet werden! Betroffene berichten von sprunghaft ansteigenden Kilometerständen kurz vor Ende der Garantie.
Im Netz mehren sich die Stimmen von Tesla-Fahrern weltweit, die ähnliche Diskrepanzen zwischen angezeigten und tatsächlich gefahrenen Kilometern feststellen. Es scheint um mehr als eine Million Fahrzeuge allein in Kalifornien zu gehen.
Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, drohen Tesla massive Probleme:
- Rückrufe und Strafzahlungen durch die US-Verkehrsbehörde NHTSA.
- Wertverlust der betroffenen Fahrzeuge.
- Weltweite Klagen von geschädigten Kunden.
Welche Rechte haben deutsche Tesla-Käufer beim „Tachogate“?
Wichtig: Die aktuelle Sammelklage betrifft zunächst nur Tesla-Fahrer in den USA, speziell in Kalifornien. Allerdings bedeutet das nicht, dass deutsche Tesla-Besitzer mit ähnlichen Problemen machtlos sind.
Rechtsanwälte raten generell, die gefahrenen Kilometer anhand von GPS-Daten zu überprüfen. Wenn sich hier deutliche Differenzen ergeben, sollten deutsche Tesla-Fahrer umgehend einen auf Verbraucherrecht spezialisierten Anwalt kontaktieren.
Sachmängelhaftung zwei Jahre ab Kauf
In Deutschland gilt für Neuwagen die gesetzliche Sachmängelhaftung von zwei Jahren ab Kauf (§ 437 BGB). Das bedeutet, dass Käufer bei Mängeln (zu denen auch eine falsche Kilometerzählung gehören könnte) Rechte auf Nacherfüllung (Reparatur), Minderung des Kaufpreises oder sogar Rücktritt vom Kaufvertrag haben.
Bei arglistiger Täuschung durch Tesla (also wenn der Hersteller von der Manipulation wusste) wäre sogar Schadensersatz möglich. Ansprüche aus der Sachmängelhaftung für Fahrzeuge, die 2023 gekauft wurden, verjähren Ende 2025.
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