Fußgänger überqueren eine rüne Ampel in Hamburg
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Hamburg testet neue Bettelampel: Warten jetzt Autofahrer?

Die Hansestadt Hamburg sorgt mit einem Pilotprojekt für Aufregung. Radfahrer und Fußgänger sollen an einer Ampelkreuzung grün haben und Autofahrer müssen warten. Ein Modell für die Zukunft?

Die Bezeichnung Bettelampel mag nicht besonders schön sein, dennoch beschreibt der Name ihre grundsätzliche Funktion. Fußgänger und Radfahrer müssen auf eine Ampeltaste drücken und solange warten bis diese auf grün springt.

Das kann je nach Zeitschaltung auch mal länger dauern. Autofahrer müssen an diesen Ampeln also nur im Bedarfsfall halten und haben sonst freie Fahrt.

Jetzt soll in Hamburg an einer beliebten Kreuzung der Spieß umgedreht werden. Ein Blick auf das Pilotprojekt und bisherige Erfahrungen aus anderen Städten.

Pilotprojekt in Hamburg: freie Fahrt für Radfahrer

Fußgänger und Radfahren sollen grundsätzlich grün haben. Die Ampelschaltung für Autofahrer wird nur bei Bedarf aktiviert. In einem Pilotprojekt soll die veränderte Ampelschaltung an der Kreuzung Bundesstraße/Kaiser-Friedrich-Ufer im Stadtteil Eimsbüttel getestet werden.

Die Kreuzung führt direkt zu einem Park und grenzt direkt an einem Kanal. Ein Schwimmbad und ein Fitnesscenter sind auch in der Nähe – ein beliebtes Ziel von vielen Fußgängern und Radfahrern.

Wie wird die umgekehrte Bettelampel für Autofahrer aktiviert?

Die moderne Ampelanlage funktioniert mit Hilfe einer Wärmebildkamera. Diese wurde an der Kreuzung installiert und mit der Ampel verbunden. Nähert sich ein Auto der Kreuzung erhält die Ampel ein Signal. Nach einer kurzen Wartezeit erhalten, springt die Ampel für Fußgänger und Radfahrer auf rot, während der Autoverkehr freie Fahrt erhält. Wird der Autoverkehr dichter, wird die Länge der Grünphase für die Fahrzeuge verlängert.

Busse müssen nicht warten

Busfahrer des öffentlichen Nahverkehrs müssen aber nicht auf die Bedarfschaltung warten. Durch bestimmte Meldepunkte, erhält die Ampel die Information rechtzeitig auf grün umzuschalten.

Ergebnisse aus dem Pilotprojekt in Karlsruhe

In Karlsruhe wurde das umgekehrte Ampelprinzip schon an zwei Kreuzungen von Oktober 2021 bis Ende Dezember 2021 getestet. Das Pilotprojekt „Grünes Licht“ wurde von der Hochschule Karlsruhe begleitet um Erkenntnisse für den Verkehrsfluss und die Stärkung von schwächeren Verkehrsteilnehmern zu gewinnen.

Getestet wurde das Projekt an der Fußgängerampel Abzweigung Kaiserallee in die Südliche Hildapromenade und an der Ampelanlage Franz-Lust-Straße auf Höhe der Knielinger Allee.

Überraschende Erkenntnisse

Tatsächlich erhöhten sich die Wartezeiten sowohl für Autoverkehr als auch für den Fuß- und Radverkehr. Während der Effekt für die Autofahrer natürlich zu erwarten war, kommt das Ergebnis für die anderen Verkehrsteilnehmer doch überraschend.

Einen Grund sehen die Wissenschaftler in der vorherigen Dunkel-Dunkel-Schaltung der Ampelanlagen. So konnten die Fußgänger und Radfahrer bei wenig Verkehr eine Lücke nutzen, um die Ampel zu überqueren.

Die Auswertung der Wissenschafter ergab, dass der bestmögliche Effekt von Anlagen mit „Dauergrün“ jeweils von der Verkehrsfrequenz abhängen. Verschiedene Simulationsmodelle sollen nun durchgeführt werden, um die Signalsteuerung an der Ampel zu optimieren.

Was passiert mit den bisherigen Bettelampeln in Hamburg?

Das Hamburger Abendblatt berichtete im Sommer 2022 über den Fachverband FUSS e.V., der sich für den Abbau der Bettelampeln einsetzt. Schließlich würden die Ampeln den Fußgänger und Radverkehr durch lange Wartezeiten behindern.

Aktuell noch 67 Bettelampeln in Betrieb

Hamburgs Verkehrsbehörde will in den kommenden Monaten testen, ob sich das System bewährt. Dann soll auch an anderen Hamburger Kreuzungen die Priorisierung umgekehrt werden

Bis 2024 sollen 46 Bettelampeln umfunktioniert werden

Das soll sich nun aber in Hamburg ändern. Bis 2024, so der Plan, sollen 46 der noch 67 verbleibenden Bettelampeln in Hamburg umgerüstet werden. Wie die Umrüstung aussehen soll, ist bisher noch nicht klar. Bisher wurden die meisten Bettelampeln deaktiviert und bei der Ampelanlage eine fußgängerfreundliche Signalschaltung eingestellt.

Bei wievielen Bettelampeln Radfahrer und Fußgänger freie Fahrt erhalten werden, wird das Ergebnis des Pilotprojekts beeinflussen. Haben Sie eine Meinung wie mit den Bettelampeln zukünftig umgegangen werden soll? Dann würden wir und unsere Leser über einen Kommentar von Ihnen freuen.


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