Trotz Warnschild: Blitzer sorgt für 1 Million Einnahmen – Studie erklärt, warum
Trotz Warnschild: Blitzer sorgt für 1 Million Einnahmen – Studie erklärt, warum
- Blitzer in Kirchseeon: 34.000 Verstöße in einem Jahr
- Studie: Geschwindigkeitsüberschreitungen gesellschaftlich akzeptiert
- Daten von TomTom: Viele Autofahrer fahren nachts zu schnell
- Wird Bayern mehr auf stationäre Blitzer setzen?
- Kirchseeon investiert Geld in Schule und Hallenbad
Blitzer in Kirchseeon: 34.000 Verstöße in einem Jahr
Ein unscheinbarer Blitzer am Ortsrand von Kirchseeon bei München sorgt für Schlagzeilen: 34.000 Verstöße in einem Jahr haben über eine Million Euro in die Gemeindekasse gespült. Besonders überraschend: Der Blitzer ist offen angekündigt – mit Warnschild und digitaler Geschwindigkeitsanzeige.
Doch trotz der klaren Hinweise rast immer noch ein hoher Anteil der Verkehrsteilnehmer zu schnell vorbei. Während sich die Einheimischen schnell an den Blitzer gewöhnt haben, sind es inzwischen vor allem Auswärtige, die erwischt werden. Die Zahl der Verstöße hat sich im ersten Jahr halbiert, doch der Blitzer bleibt ein lukratives Geschäft.
Studie: Geschwindigkeitsüberschreitungen gesellschaftlich akzeptiert
Obwohl Geschwindigkeitsüberschreitungen in Deutschland häufig vorkommen, gibt es nur begrenzte Studien, die die psychologischen Gründe für dieses Verhalten detailliert untersuchen.
Eine Untersuchung der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen befasst sich mit der gesellschaftlichen Akzeptanz von Geschwindigkeitsverstößen und deutet darauf hin, dass solche Verstöße bis zu einem gewissen Grad sozial toleriert werden.
Gesellschaftliche Akzeptanz von Normenbrüchen:
- Viele Verkehrsteilnehmer betrachten kleinere Geschwindigkeitsverstöße als „normal“ oder gesellschaftlich akzeptiert.
- Die Annahme „10 km/h gehen immer“ ist weit verbreitet und spiegelt sich in der allgemeinen Wahrnehmung von Tempolimits wider.
- Ein Normenbruch im Bereich Geschwindigkeit wird oft erst ab einem gewissen Schwellenwert als inakzeptabel betrachtet.
Daten von TomTom: Viele Autofahrer fahren nachts zu schnell
Zudem zeigen Daten des Navigationsanbieters TomTom, dass insbesondere nachts viele Autofahrer in deutschen Städten die Geschwindigkeitsbegrenzungen überschreiten. In Städten wie Dresden, Halle (Saale) und Kiel fahren etwa 50% der Autofahrer in Tempo-30-Zonen nachts mindestens 40 km/h.
Diese Hinweise deuten darauf hin, dass sowohl gesellschaftliche Normen als auch situative Faktoren eine Rolle bei der Entscheidung zur Geschwindigkeitsüberschreitung spielen könnten. Dennoch besteht ein Bedarf an weiteren empirischen Studien, um die genauen psychologischen Motive und deren Einfluss auf das Fahrverhalten umfassend zu verstehen.
Wird Bayern mehr auf stationäre Blitzer setzen?
Während Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen jeweils über 1.000 feste Blitzer betreiben, gibt es in Bayern bislang nur wenige. Doch der Blitzer in Kirchseeon dürfte viele Städte zum Umdenken bewegen.
Erst seit 2020 dürfen Kommunen solche Anlagen selbstständig betreiben. Doch finanzielle Hürden, mangelndes Fachpersonal und fehlende Information bremsen den Ausbau:
- Hohe Kosten: Ein Blitzer kostet über 100.000 Euro in der Anschaffung, plus Wartung.
- Verlustgeschäft: In vielen Gemeinden übersteigen die Kosten die Einnahmen.
- Kommunikationslücken: Viele Kommunen wissen gar nicht, dass sie stationäre Blitzer betreiben dürfen.
Kirchseeon investiert Geld in Schule und Hallenbad
Kirchseeon zeigt jedoch, dass Blitzer nicht nur Geld einbringen, sondern auch die Verkehrssicherheit erhöhen können. Die Einnahmen werden in Schulrenovierungen und das Hallenbad investiert – und die Zahl der Unfälle sowie Verstöße ist spürbar gesunken.
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