Aktualisiert am 05.10.2023 von

Geschwindigkeitsmessung: Fünf typische Blitzer-Fehler

Eine korrekte Geschwindigkeitsmessung hängt von vielen Faktoren ab. Wir haben uns fünf typische Fehler von Blitzern näher angesehen.

In Deutschland werden pro Jahr etwa 2,7 Millionen Geschwindigkeitsüberschreitungen registriert. Kein Wunder, dass bei Messungen Fehler auftreten können. Obwohl Geschwindigkeitskontrollen technologisch immer fortschrittlicher werden, senkt das nicht zwangsläufig die Fehlerquote.

Geblitzt worden?
Laut Studie sind 56% der Bescheide fehlerhaft.

Wie wird die Geschwindigkeit gemessen?

Bei Geschwindigkeitsmessungen kommen mehrere Technologien zum Einsatz. Hier finden Sie eine Übersicht der bekanntesten Messverfahren:

Je nach Methodik müssen bestimmte Vorgaben eingehalten werden, damit das Messergebnis als valide gilt. Werden die Vorschriften nicht eingehalten, kann es zu falschen oder abweichenden Messergebnissen kommen.

Und das kann Konsequenzen haben: Betroffene können eine fehlerhafte Blitzermessung anfechten und Einspruch im Bußgeldverfahren einlegen. Ist der Einspruch erfolgreich können Bußgelder, Punkte & Fahrverbote abgewendet werden.

Anhörungsbogen erhalten?
Laut Studie sind 56% der Bescheide fehlerhaft.

1. Fehler: Blitzer ist nicht korrekt geeicht

Damit Blitzer funktionieren, müssen diese korrekt auf die Fahrspuren ausgerichtet sein. Wenn ein Blitzer neu installiert wird, braucht dieser zunächst eine gewisse Anzahl an „Probedurchläufen“. Erst nach der Kalibrierung kann die Geschwindigkeit im fließenden Verkehr korrekt erfasst werden.

Auch bereits installierte Blitzer müssen in bestimmten Abständen neu eingestellt und geeicht werden. Laut Eichgesetz ist eine Eichung bei Geschwindigkeitsmessgeräten nur ein Jahr gültig.

Eichung veraltet?

Eine Messung mit einem ungeeichten Blitzer ist nicht per se ungültig. Mindestens ist jedoch eine höhere Toleranz als die üblichen 3 km/h unterhalb von 100 km/h bzw. 3% oberhalb von 100 km/h anzusetzen. Ein Einspruch gegen die drohende Strafe hat gute Erfolgsaussichten.

Tipp: Die Messtoleranz richtet sich nach den StVO-Vorgaben für den aktuellen Bußgeldkatalog 2023. In unserem Bußgeldrechner können Betroffene die Messtoleranz für Ihren Geschwindigkeitsverstoß selbst nachprüfen.

Geblitzt worden?
Laut Studie sind 56% der Bescheide fehlerhaft.

2. Fehler: Blitzer ist in falschem Winkel aufgestellt

Die Position des Blitzers spielt u.a. bei Radarmessgeräten und Laserpistolen eine große Rolle. Fahren viele Autos mit geringen Abstand in einer Reihe dicht hintereinander, kann der eingestellte Winkel bei Radarfallen nicht mehr ausreichend sein. Sind mehrere Autos auf dem Blitzerfoto abgebildet, kann die Messung angefochten werden.

Bei Handlaserpistolen kommt es darauf an, dass der Beamte den gleichen Winkel bei der Messung beibehält. Das ist selbst mit einer absolvierten Schulung nicht einfach.

In manchen Fällen führt eine unzureichende Schulung dazu, das Bedienfehler auftreten. Kann der Beamte keinen Schulungsnachweis für das spezielle Messgerät vorlegen, sollte der Betroffene Einspruch einlegen.

3. Fehler: Beweisfoto ist unbrauchbar

Das Blitzerfoto ist ein wichtiges Beweismittel in einem Bußgeldverfahren. Schließlich protokolliert es die Tatzeit und den Tatort. Das Beweisfoto erhalten Sie mit dem Anhörungsbogen oder können dieses im Rahmen einer Online-Anhörung auf einem Service-Portal der Bußgeldstelle einsehen.

Die Bedeutung des Blitzerfotos in einem Bußgeldverfahren ist groß: Bei einem Rotlichtverstoß durch Indukationsschleifenmessung wird anhand von zwei Beweisfotos die genaue Rotzeit ermittelt. Bereits eine Abweichung von 0,1-0,5 Sekunden kann bedeuten, dass ein Fahrverbot fällig wird oder nicht.

Aber auch bei Geschwindigkeitsmessungen ist das Blitzerfoto manchmal das entscheidende Beweismittel. Wenn ein Blitzerfoto Fehler aufweist, kann die Messung oft erfolgreich angefochten werden. Einige Beispiele:

  • Falsches Auto ist abgebildet
  • Zweites Fahrzeug im Bild
  • Gesicht ist verdeckt
  • Kein Kennzeichen abgebildet
  • Fotoqualität ist zu undeutlich

Ist das Foto undeutlich, ist es möglich einen Widerspruch gegen das Blitzerfoto einzulegen. Wenn die Behörden Schwierigkeiten haben den Fahrer zu ermitteln, bzw. dem Fahrer die Tat nachzuweisen, kann das Bußgeldverfahren eingestellt werden.

Anhörungsbogen erhalten?
Laut Studie sind 56% der Bescheide fehlerhaft.

4. Fehler: Fehlende Speicherung von Rohmessdaten

Bei der Einsicht in die Rohmessdaten geht es darum eine Messung überprüfen zu können. Immer wieder wird bei Verfahren darum gestritten ob eine Blitzermessung auch ohne Einsicht in die Rohmessdaten Gültigkeit besitzt.

Der Laser-Blitzer Traffistar S350 darf im Saarland aus diesem Grund nicht mehr eingesetzt werden. In anderen Bundesländern ist eine Messung weiterhin möglich. Ein abschließendes Rohmessdaten-Urteil vom Bundesverfassungsgericht steht aktuell noch aus.

5. Fehler: Behördliche Richtlinien nicht eingehalten

Wenn Messrichtlinien nicht korrekt eingehalten werden, ist es möglich einen Bußgeldbescheid erfolgreich anzufechten. Beispielsweise müssen in Bayern Geschwindigkeitsmessungen 200 Meter entfernt von dem Verkehrszeichen stattfinden, welches das Tempolimit ankündigt. Nur in Gefahrenbereichen darf der Blitzer näher aufgestellt werden.

Erst Ende Oktober profitierten über 1.800 geblitzte Autofahrer in Baden-Württemberg von einem Behördenfehler. Weil ein Verkehrszeichen falsch aufgestellt wurde, ist die Messung für ungültig erklärt worden. In unserem Beitrag über den Blitzer-Abstand erhalten Sie weitere Informationen, wie weit das Messgerät vom angekündigten Verkehrszeichen entfernt sein muss.

Fazit: Ein Einspruch kann erfolgreich sein

Fehler sind menschlich und können auch bei Geschwindigkeitskontrollen vorkommen. Wenn Sie Zweifel an der Richtigkeit der Blitzermessung haben, können Sie in unserem Blitzer-Check eine kostenlose Auswertung von einer bundesweit tätigen Kanzlei für Verkehrsrecht anfordern.

In den nachfolgenden Bußgeldtabellen finden Sie die Strafen für eine Geschwindigkeitsüberschreitung innerorts und außerorts aus dem aktuellen Bußgeldkatalog.

Bußgeldkatalog Geschwindigkeit 2024 Außerorts PKW und Motorrad
ÜberschreitungBußgeldPunkteFahrverbot
1 bis 10 km/h20 €Nein
11 bis 15 km/h40 €Nein
16 bis 20 km/h60 €Nein
21 bis 25 km/h100 €1Nein
26 bis 30 km/h150 €11 Monat*
31 bis 40 km/h200 €11 Monat*
41 bis 50 km/h320 €21 Monat
51 bis 60 km/h480 €21 Monat
61 bis 70 km/h600 €22 Monate
Über 70 km/h700 €23 Monate
* Wenn Sie innerhalb der letzten 12 Monate 26 km/h oder mehr zu schnell gefahren sind.
Bußgeldkatalog Geschwindigkeit 2024 Innerorts PKW und Motorrad
ÜberschreitungBußgeldPunkteFahrverbot
1 bis 10 km/h30 €
11 bis 15 km/h50 €
16 bis 20 km/h70 €
21 bis 25 km/h115 €1
26 bis 30 km/h180 €11 Monat*
31 bis 40 km/h260 €21 Monat
41 bis 50 km/h400 €21 Monat
51 bis 60 km/h560 €22 Monate
61 bis 70 km/h700 €23 Monate
Über 70 km/h800 €23 Monate
* Wenn Sie innerhalb der letzten 12 Monate 26 km/h oder mehr zu schnell gefahren sind.
Bußgeldbescheid erhalten?
Laut Studie sind 56% der Bescheide fehlerhaft.

Quellen
[3]
Deutscher Bundestag - Wissenschaftliche Dienste, 28.10.2008, Geschwindigkeitsmessung im Straßenverkehr

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